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Psychotherapeutische Begleitung

Schmerzen gehen mit Ängsten und zum Teil auch mit Wut und Verzweiflung einher. Insbesondere die Angst vor dem Wiederauftreten des Schmerzes (Schmerzangst) führt zum Vermeiden (vermeintlich) schmerzauslösender Bewegungen und führt letztlich zu einem ausgeprägten Vermeidungsverhalten von Bewegung überhaupt ("Ich muss mich schonen"). Das hat eine Schwächung der Muskulatur zur Folge. Außerdem führt die Angst zu verstärkter muskulärer Anspannung. Häufig führen chronische Schmerzen (insbesondere das Erleben, den Schmerzen ausgeliefert zu sein) zu Depressionen, welche wiederum die Schmerzen unterhalten bzw. verstärken können. So kann es zum Teufelskreis des Schmerzes kommen.

Zur Behandlung von chronischen Schmerzen (Dauer mind. sechs Monate) bzw. von gehäuft auftretenden akuten Schmerzen gehört die gedankliche Schmerzbewältigung. Ein wesentliches Ziel ist die Verbesserung der Einschätzung der Betroffenen, mit dem Schmerz (ein Stück weit) erfolgreich umgehen zu können. Hierzu lernen die Betroffenen, welche ihrer Verhaltensweisen und Gedanken im Umgang mit dem Schmerz ungünstig und möglicherweise sogar schmerzverstärkend sind. Vermittelt werden dann alternative, günstige Verhaltensweisen und Gedanken, die helfen, den Schmerz (ansatzweise) zu kontrollieren.

Zu den Methoden der Psychologischen Schmerzbewältigung zählen:

  • Entspannung: Schmerzen treten eher in Stress- und Belastungssituationen auf, umgekehrt zeigt es sich, dass im Zustand der Entspannung die wahrgenommene Schmerzintensität abnimmt. Deshalb sind verschiedene Entspannungsverfahren (Autogenes Traing, Progressive Muskelentspannung, Mentale Reise durch den Körper, Yoga) sehr sinnvoll einzusetzen.
  • Kognitive Therapie: Erkennen schmerzfördernder Gedanken (z.B. Katastrophisieren), Erarbeiten hilfreicherer Gedanken.
  • Aufmerksamkeitslenkung: Dabei geht es darum, den Fokus der Aufmerksamkeit vom Schmerz weg auf andere (innere oder äußere) Inhalte zu lenken, z.B. auf nicht-schmerzende Teile des Körpers, einen Gedanken, eine Vorstellung, ein Bild, eine Begegnung.
  • Aufbau angenehmer Aktivitäten: Ein Buch zu lesen, einen Spaziergang zu machen, zu baden oder ins Kino zu gehen, unterstützt durch körperliches Training und physiotherapeutische Maßnahmen.
  • Einschränkung von Vermeidungsverhalten: Grenzen für Belastungen (Gehen, Treppen steigen etc.) herausfinden und Aktivitäten langsam steigern (unnötige Schonung aufheben). Medikamente nicht bei Bedarf einnehmen, sondern regelmäßig zu einem festen Zeitpunkt.
  • Achtsamkeitsbasierte Methoden: Verzicht auf den Kampf mit dem Schmerz, stattdessen den Schmerz akzeptieren, realistische Auseinandersetzung mit dem Schmerz und Interesse an positiven Alltagsaktivitäten.
  • Selbstfürsorge: Langes Arbeiten ohne Pausen ("durchhalten müssen") vermeiden, Lernen sich und anderen Grenzen zu setzen ("Nein" sagen), Lernen Wünsche zu äußern, Lernen sich etwas Gutes zu tun (angenehme Aktivitäten).

Im konkreten Einzelfall ist zu prüfen, welche der Methoden der Psychologischen Schmerzbewältigung zum Patienten, seinem Schmerzbild und seiner Schmerzgeschichte passen.